Im Gespräch mit Ute

Dein künstlerischer Werdegang begann im Schauspiel. Warum bist du Schauspielerin geworden?

Eine gute Frage, Ich habe zwar schon von klein auf gespielt, aber in meinen Augen war das nichts Ernstes. Nach einer Aufführung sagte mir mal ein seriös wirkender Vater: „Ute du musst unbedingt Schauspielerin werden!“ Empört dachte ich mir: „Wie blöd ist das denn! Wie kann man so was einem Kind sagen?“
 Ich wollte immer irgendetwas Sinnvolles tun, Leuten helfen, die Welt verbessern.
 Aber irgendwie bin ich immer wieder beim Schauspiel gelandet.

Und Theater kann die Welt nicht verbessern?

Doch, ich denke schon, aber das habe ich erst viel später begriffen. Wer etwas bewegen will, muss zunächst etwas in anderen Menschen bewegen, sie auf andere Gedanken bringen, ihnen einen Perspektivwechsel anbieten. All das macht das Theater.

Theater ist für mich..... ?

…die sinnlichste Form Haltung zu zeigen, zu provozieren, zu flirten, zu streiten, auch herrlich Quatsch zu machen.

Was unterscheidet das Theater von anderen Künsten?

Wahrscheinlich ist es die einzige Kunst, die nicht als Konserve taugt. Es ist niemals Vergangenheit, es ist nicht in der Zukunft. Theater ist immer Gegenwart. Es gibt nichts Gegenwärtiges, als in einem Raum zu sitzen und die Kunst gerade passieren zu sehen.

Das war jetzt aus der Sicht des Publikums, wie hast du das als Schauspielerin erlebt?)

Ich war absolut wach, total konzentriert, und lebt ganz extrem im Moment. Bestenfalls erschaffe ich die Figur und die Situationen in jedem Moment auf der Bühne neu.

Kennst du Lampenfieber?

Ja natürlich, das gehört dazu. Die Aufregung, das Kribbeln im Bauch, die Energie, die frei wird – sowohl als Schauspielerin als auch als Regisseurin.

Was war dein aufregendstes Theatererlebnis als Zuschauerin?

Ganz speziell war eine Theateraufführung, bei der ich tatsächlich die einzige Zuschauerin war - das kleine Theater im Zimmer, in Berlin-Neukölln. Ich kam etwas spät und die Eingangstür war verschlossen – sie riefen hinaus „Moment wir öffnen gleich.... „ Etwas irritiert nahm ich wahr, dass ich tatsächlich die Einzige war. Aber sie wollten unbedingt spielen - für jeden Einzelnen. Sie spielten die Unterrichtsstunde von ionesco –  das war, so allein im Zuscjhauerraum, regelrcht unheimlich.

Wie fühlt sich der Applaus an, wenn man auf der Bühne steht?

Grandios, er ist wie eine Erlösung.

Und was war dein aufregendstes Theatererlebnis als Regisseurin?

Ich fiebere selbstverständlich immer mit, wenn ich im Publikum sitze. Es wird besonders aufregend, wenn es schiefläuft und man sich fragt: „Au weh – wie kommen sie da jetzt wieder raus?“ Wenn zum Beispiel Text und teilweise ganze Szenen im Eifer des Gefechts übersprungen werden oder Darsteller zum falschen Zeitpunkt auftreten. Das alles passiert, immer wieder, und es gehört dazu. Hier beginnt die Improvisation – da beginnt es, wirklich spannend zu werden. Die Zuschauer kriegen das in der Regel nicht wirklich mit.

Wie würdest du das „Theater-Traum-Publikum“ beschreiben?

Wach, mutig, kritisch, neugierig und begeisterungsfähig.

Was kann Theater, was ein Computer nicht kann?

Läuft am Computer etwas schief, wird es anstrengend - läuft im Theater etwas schief wird es spannend.  
Dann halten alle zusammen. Auf der Bühne steht jeder für jeden ein. Egotrips kannst du dort vergessen, damit kommst du nicht weit.